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Pression -

Pression - Helmut Lachenmann / Arr. Caleb Salgado

Titel / Title: Pression
Untertitel / Subtitle: Neufassung 2010
Ausgaben-Titel: (2012/13)
Kurzbesetzung: Vc
Besetzung (ausführlich):
Besetzung / Instrumentation:Kontrabass solo
Erscheinungsdatum / Date of Production: 1969/2010
Dauer / Duration: 9'
Epoche: Musik (nach 1945) / Neue Musik (nach 2000)
Gattung:
Produkttyp / Product: Noten
Produkttyp / Product:
Ausgaben Besetzung:Kb
Herausgeber:
Sprache / Language:
Bindung: Mappe
Format: 30,5 x 23 cm / 12 x 9 in

Uraufführung: Como (Autunno musicale), 30. September 1970

Das Stück ist entstanden im Zusammenhang mit Vorstellungen von einer instrumentalen Musique concrète. Gemeint ist damit eine Musik, in welcher die Schallereignisse so gewählt und organisiert sind, daß man die Art ihrer Entstehung mindestens so wichtig nimmt wie die resultierenden akustischen Eigenschaften selbst. Diese Eigenschaften wie Klangfarbe, Lautstärke usw. klingen also nicht um ihrer selbst willen, sondern sie beschreiben beziehungsweise signalisieren die konkrete Situation: Man hört ihnen an, unter welchen Bedingungen, mit welchen Materialien, mit welchen Energien und gegen welche Widerstände eine Klang- oder Geräusch-Aktion ausgeführt wird. Dieser Aspekt wirkt allerdings nicht von selbst. Er muß durch eine Kompositionstechnik erst einmal freigelegt und unterstützt werden, die den üblichen, hier aber störenden Hör-Gewohnheiten stillschweigend, aber konsequent den Weg verstellt. In diesem ganz friedlichen Unterfangen liegt möglicherweise das öffentliche Ärgernis ... Natürlich spielt hierbei auch die Klang-Verfremdung eine wichtige Rolle. Sie hat so weder expressive noch absolut akustische Bedeutung. Sie ergibt sich keineswegs als Extremfall, sondern ganz logisch und ohne äußerliche Spekulation aus der Notwendigkeit, die erwähnten energetischen Bedingungen, unter denen Schall erzeugt wird, abzuwandeln, sie in ihren verschiedenen Abstufungen aufeinander zu beziehen, das heißt: zu komponieren. In diesem Sinn ist Pression ein Modell. Abgewandelt und komponiert werden hier Druckverhältnisse bei Klang-Aktionen am Cello. Der reine, schöne volle Celloton ist darin also nur ein Sonderfall unter verschiedenen Möglichkeiten des Bogendrucks, der Bogenhaltung, der Bogenführung an einer bestimmten Strichstelle, bei besonderer Präparierung dieser Stelle durch die linke Hand des Spielers usw., wobei alle diese Gegebenheiten, die hier zusammenwirken, einzeln für sich abgewandelt werden können. Im Fall des schönen, professionellen Cellotons ist wie bei allen für unsere Gesellschaft schönen Klängen das Verhältnis von Aktion und Resultat besonders ausgewogen, was Anstrengung und Widerstand betrifft. Woanders, etwa bei äußerstem Druck der gleitenden Fingerkuppe über die aufgelegte Bogenstange, ist das Verhältnis viel komplizierter: Ein kaum zu hörendes Klangresultat kündet gleichsam von einem maximalen Kraftaufwand. Das mag ein bloßes Spiel sein: Es ist auf jeden Fall ein Angebot an den Hörer, zu hören: anders zu hören und seine Hörgewohnheiten und die dahinter verborgenen ästhetischen Tabus anhand einer charakteristischen Provokation bewußt zu machen und zu überprüfen. Es ist außerdem ein Versuch über die Verständlichkeit, und dies anhand einfacher konkreter Spannungsprozesse, die es nicht zu entschlüsseln, sondern zunächst ganz realistisch zu erfahren gilt. Hören heißt hier auf keinen Fall wieder: zustimmend mitvollziehen, sondern heißt: Rückschlüsse ziehen, umschalten denken. (Helmut Lachenmann, 1972)
Der Kontrabassist Caleb Salgado hat die Bearbeitung meines Cellostücks Pression in so subtiler, dem ursprünglichen Notentext absolut treu folgender Form für sein Instrument vorgenommen, dass das Resultat mich gefesselt und überzeugt hat. Es ist dasselbe und doch ein anderes Stück: ein anderes nicht zuletzt deshalb, weil die Transposition des Tonhöhenanteils in die tiefere Oktav den Charakter der durchzuschreitenden bzw. zu verbindenden Klanglandschaften gegenüber der ursprünglichen, eher heiteren Aggressivität ins Dunkle, Dramatische verlagert. Die Idee des Werks bleibt erhalten und bei aller Liebe zur originalen Fassung für Cello habe ich dennoch kein Problem damit, mich auch zu dieser Version zu bekennen. (Helmut Lachenmann, 2013) Die vorliegende Fassung von Pression ist zwischen 2012 und 2013 aus einer Zusammenarbeit zwischen Helmut Lachenmann und mir entstanden. Das Neue daran ist nicht der Notentext, sondern die Hervorbringung der ursprünglichen Klang-Aktionen auf dem größeren, akustisch komplexeren Instrument. Dies wiederum bewirkt eine akustische Verstärkung der klingenden instrumentalen Aktionen. Der Notentext von Pression , das aus dem Jahre 1969 stammende radikale ästhetische Modell Lachenmanns, ist dabei nicht verändert worden. Erläuterungen zu den aufgrund der Instrumentengröße notwendigen Anpassungen, Spieltechnik und Körperhaltung betreffend, sind in den Aufführungshinweisen enthalten. Auf den Saiten gespielte Töne klingen eine Oktave tiefer als geschrieben. Die ursprüngliche Skordatur gilt weiterhin. (Caleb Salgado, 2013)



für Kontrabass
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Product information
Order id: 688557
Difficulty: -
Duration: --:-- min
Pages: 26
publisher id: Breitkopf EB 9268
EAN: 9790004185681
Composer: Helmut Lachenmann
Arranger: Caleb Salgado
Publisher: Breitkopf & Härtel KG
Instrumentation: Kammermusik / Ensemble

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