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Ernste Gesänge

Ernste Gesänge Hanns Eisler

Titel / Title: Ernste Gesänge
Untertitel / Subtitle:
Ausgaben-Titel:
Kurzbesetzung: Bar,StrOrch
Besetzung (ausführlich):
Besetzung / Instrumentation:Singstimme(n) und Orchester
Erscheinungsdatum / Date of Production: 1961/62
Dauer / Duration: 15'
Epoche: Frühe Moderne / Musik (nach 1945)
Gattung: Lied
Produkttyp / Product: Noten
Produkttyp / Product: Partitur
Ausgaben Besetzung:
Herausgeber:
Sprache / Language:
Bindung: geheftet
Format: 23 x 30,5 cm / 9 x 12 in

Den Zyklus Ernste Gesänge für Bariton-Solo und Streichorchester hat Eisler im Frühjahr 1961 begonnen und im August 1962 abgeschlossen. In diesem Werk, das sein letztes war (Eisler starb am 6. September), ist sowohl hinsichtlich der Auswahl und Bearbeitung der Texte als auch hinsichtlich der Wahl der musikalischen Mittel die ungewöhnliche stilistische Spannweite gewissermaßen komprimiert zu erfahren, die für diesen bedeutenden Musiker so charakteristisch und doch etwas ganz anderes ist als der spätere postmoderne Pluralismus. Die in Herkunft und Anspruch so verschiedenen Texte und musikalischen Strukturen werden durch Eislers politische Grundüberzeugung zusammengehalten hier bezogen auf die niederdrückenden Enthüllungen des XX. Parteitages der KPdSU (auf den Eisler als einziger Komponist der DDR expressis verbis reagiert hat!) und die damit zugleich bestärkte Hoffnung auf eine menschliche Perspektive des Kommunismus. Im Gespräch mit Hans Bunge am 14. August 1962 berichtete Eisler: Die Zusammenstellung der Lieder hat mir die größte Mühe gemacht. Es kostete mich ein Jahr, um sieben kleine Stücke in Ordnung zu bringen. Nach dem Sinn dieser Ordnung befragt, antwortete er: Das ist: Besinnung Überlegung Depression Aufschwung und wieder Besinnung. ... Das muß halt so gemacht werden, sonst ist es nicht gut. Man kann nicht immer optimistische Lieder schreiben ... man muß eben in den konkreten Situationen das Auf und Ab beschreiben, besingen oder referieren. Dafür verwendet Eisler Hölderlin-Fragmente, die er schon früher komponiert hatte (Asyl 1939, An die Hoffnung 1943); ferner einen Text von Bertolt Viertel, den jener schon 1936, bezogen auf die Jahresdaten der Hitlerdiktatur, geschrieben hatte und der als Chanson allemande bereits 1953 vertont worden war. Nun in den Zyklus einbezogen, erhielt die Traurigkeit einen neuen Sinn. Eisler bemerkte dazu: ... jetzt mag sich jeder die Jahresdaten aussuchen, über die er traurig sein will. Das dritte Lied Verzweiflung, nach einem alten Text des italienischen Dichters Giacomo Leopardi, den Eisler schon 1953 als Faustus Verzweiflung für Singstimme und Klavier komponiert hatte, erhielt im Zyklus ebenfalls einen neuen Stellenwert: Ich brauche den tiefen Ansatz, um hoch zu springen also um die Hoffnung hochzuheben. Der Titel zum Text des fünften Liedes XX. Parteitag stammt von Eisler selbst. Er hatte sich aus einem Gedicht von Helmut Richter einige Zeilen herausgenommen und diese so überschrieben: ... ich glaube, es ist die Ehrlichkeit des Künstlers, diese Dinge zu benennen, die wir jetzt schwer durcherlebt haben. Trauer und die Hoffnung auf das künftige Glück sind bestimmend für das ganze Werk. Der Herbst der Metapher in mehrfacher Hinsicht: es geht um Rückerinnerung und den Vorblick auf die Zukunft sowohl im Bereich des ganz persönlichen als auch im übergreifend gesellschaftlichen Lebenszusammenhang. Eisler thematisiert hier individuell das Alter. Und dieser allgemeine menschliche Herbst ist gleichermaßen zu verstehen als der Herbst der Politik. In dem schönen Gespräch mit Hans Bunge (6. November 1961) sagte Eisler: Wenn zum Beispiel der Stalinkult abstirbt, ist das Herbst für Stalin. Der fällt wie die Blätter. So ist der Zyklus Ernste Gesänge, ein Werk, von dem Eisler nicht wissen konnte, dass es ein letztes sein würde, ein bedeutendes Dokument für seine generelle Haltung als politischer Komponist. Einen Tag nach dem Abschluss der Arbeit sagte er über seine bescheidene Musik zu Hans Bunge: Diese Widersprüche liebe ich. Und der Widerspruch ist gewiß auch in meiner letzten Arbeit zwischen den Ernsten Gesängen und der jetzigen Situation. Aber ich glaube, wir müssen über die Vergangenheit nachdenken. Wer die Zukunft haben will, muß die Vergangenheit bewältigen. Er muß sich reinigen von der Vergangenheit, um klar und sauber in die Zukunft zu blicken. Ich glaube, daß wir viel zu wenig dafür tun. Vielleicht ist es die Aufgabe eines Künstlers und seine Aufgabe ist eine sehr bescheidene, wenn wir die heutige Welt betrachten ; die Vergangenheit echt und scharf zu sehen und sie (und dazu ist die Kunst ja besonders geeignet) überzuleiten in eine Zukunft. Wer das nicht macht, wird einen schmierigen Optimismus widerspruchslos übergeben. Eisler hat den Zyklus ganz auf die Intensität des Gesangs hin komponiert. In der Singstimme wie auch im Orchestersatz steht die Komplexität freier Atonalität (in Vorspiel und Spruch oder auch in An die Hoffnung) neben der Simplizität des tonalen Satzes (in XX. Parteitag, wo der Eislersche Marschtypus durchscheint). Am Ende des Werkes, im Epilog und dessen Nachspiel verweist die ungebrochene melodisch-harmonische Schönheit auf eine tiefer liegende ideologische Problematik: die dreifache Wiederholung der Gewissheit künftigen Glücks ist eine dreifaltig-gläubige Beschwörungsformel, die diese Gewissheit zugleich in Frage stellt. Sie verrät ebenso ideologische Unsicherheit wie die schöne Verheißung des schließenden instrumentalen Wohlklangs welche auch durch den abrupten Pizzicato-Schluss nicht wirklich relativiert wird. Die harmonische Idylle suggeriert Widerspruchslosigkeit. Sie hat etwas jenseitig Unrealistisches (das zu Eisler so gar nicht passt) und ist doch ungewollt realistisch und von heute aus gesehen zugleich tragisch. Es scheint, dass Hanns Eisler im Herbst 1962, obwohl er verbal an der kommunistischen Perspektive nicht gezweifelt hat, als sensibler Künstler sich des künftigen Glückes so gewiss nicht mehr war. (Günter Mayer) CD: Günther Leib (Bar), Dresdner Staatskapelle, Ltg. Otmar Suitner CD Musik in Deutschland 19502000 RCA 74321 73558 2



Kurzbesetzung: Bar,StrOrch
Schwerpunkt: Gesang
Besetzungsrubrik: Gesang
Besetzung Detail: Singstimme(n) und Orchester
Epoche: Frühe Moderne / Neue Musik (nach 1945)
Gattung: Lied
Produktart: Noten
Ausgabe: Partitur
Bindung: geheftet
Format: 23 x 30,5 cm / 9 x 12 in

Musik des Abschieds Mit den Ernsten Gesängen für Bariton und Streichorchester schuf Hanns Eisler am Ende seines Lebens ein Schlüsselwerk, dessen komplexe Aussage durch die vertonten Texte von fünf verschiedenen Dichtern sowie das im Vorspiel artikulierte Motto Hölderlins mehr als deutlich wird: Es reflektiert zwischen Resignation und Hoffnung den schwierigen aktuellen Stand der gesellschaftlichen Entwicklung, zugleich findet sich in Eislers Musik, nicht zuletzt durch Rückgriffe auf frühere Werke, eine Art Quintessenz seines Komponierens. Der Klavierauszug des subtilen Orchestersatzes ist nicht nur als Studierhilfe für den Sänger gedacht, sondern soll ebenso für den öffentlichen Vortrag zur Verfügung stehen.
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Product information
Order id: 880619
Difficulty: -
Duration: 15' min
Pages: 28
publisher id: Breitkopf DV 1089
EAN: 9790200410082
Composer: Hanns Eisler
Arranger: -
Publisher: Breitkopf & Härtel KG
Instrumentation: Kammermusik / Ensemble

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