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CD: Ein böhmisches Märchen - 25 Jahre

CD: Ein böhmisches Märchen - 25 Jahre Guido Henn und seine Goldene Blasmusik

Die Jubiläums CD 2020
25 Jahre gemeinsam einen Traum gelebt.
Anlässlich des 50. Geburtstages von Guido Henn

Inhalt / Content:





Rezension von Falko Helmlinger:


Durch den kulturellen Kahlschlag der Covid-Krise ist es still geworden in der Musik. Wir alle zehren seit Monaten von vergangenen schönen Konzerten und Stücken. Guido Henn hat dennoch sein Projekt, zum 25 jährigen Bestehen seines Orchesters eine besondere Produktion einzuspielen, erfolgreich umgesetzt. 18 neue Titel in exzellenter Aufnahmequalität durch eine exquisite und reichhaltige Orchesterbesetzung und durch DEN Tonmeister der heutigen böhmischen Blasmusik: Mathias Gronert.
18 neue Titel der Spitzenklasse das ist bemerkenswert, und in einer Linie mit meinem vor 10 Jahren für Guido Henn und die Goldene Blasmusik entworfenen Slogan WE HAVE THE BETTER SOUND AND ARE MORE INNOVATIVE. Perfekter Sound in erhöhter Präzision das ist wahrhaft auf den Spuren des Kaisers der Volksmusik. Keine Aleatorik beim Einsatz, eine Eins ist eine 100% synchrone 1, Vielfalt in Harmonien, Polyphonie, Rhythmik, Kern und Biss à la Ernst Mosch.
Besondere Beachtung sollte auch Gestaltung und Inhalt des Inletts der CD finden. Auch diesem hat sich Guido Henn mit größter Sorgfalt gewidmet, inklusive persönlicher Vorstellung einiger Titel und deren inneren Idee, sowie ein Statement der persönlichen Commitments zur böhmischen Musik bar trivialer ökonomischer Interessen. Ernst Mosch sagte einmal: sobald man für Geld spielt merkt man das, und das ist tatsächlich der Fall. Nicht so bei Guido Henn: seine Musik ist sein ganz persönliches Bekenntnis. Der Puritanismus kleiner Besetzungen wie sie in den letzten Jahren zuhauf entstanden sind, findet weder sein noch mein Gefallen. Die Mindestbesetzung für eine kompetente böhmische Formation übersteigt 15. Ernst Mosch hat mit den Original Egerländer Musikanten ab 1957 niemals mit weniger als 20 Musikern im Tonstudio produziert. Guido Henn sparte an nichts für die Jubiläumsproduktion: Namhafte 25 in Worten fünfundzwanzig! - Musiker nahmen an der Produktion teil bravo!
Eine weitere Kennzahl: Guido Henn hat in den vergangenen 25 Jahren 180 komplett neue und vor allem auch hochwertige Titel, d.h. Neukompositionen auf 14 CDs eingespielt, das ist eine Kennzahl von im Schnitt 7.2 neuen Titeln pro Jahr. Zum Vergleich: ein namhafter Marktbegleiter hat in den letzten 21 Jahren an die 40 Neukompositionen auf vergleichbarer Anzahl von CDs eingespielt, das entspricht einer entsprechenden Kennzahl von nur 1.6 anstelle 7.2. Ein eindrucksvoller Beweis des bewusst künstlerisch-innovativen Schwerpunktes der Goldenen Blasmusik. No chanting Vogelwiese, but Bohemian Brass de Luxe. Und wenn man die neue CD gar noch mit Surround-System genießt, wird einen der Henn-Klang erneut vollkommen faszinieren.
Seit 2009 rezensiere ich die Neuerscheinungen der Goldenen Blasmusik und freue mich über die Ermutigung zu dieser Analyse des Jubiläumsalbums 2021.
Mit dem Konzertmarsch Egerländer Jubelklänge (Konzertmarsch) beginnt die Produktion in frischem Es-Dur. Guido Henn erarbeitete einen besonders farbigen und anspruchsvollen ungeheuren Wechsel der instrumentengruppen, die zusammen mit der reichen Harmonieführung und einer schweren Stelle mit Triolenvierteln diesen Marsch zur Extraklasse werden lässt zur Egerländer Extraklasse. Denn Guido vermied eine weitere der seit 10 Jahren immer wieder niedergeschriebenen Variations-Kopien des erfolgreichen Panorama-Marsches von Thomas G. Greiner, sondern verband den markanten eigenen Stil mit Allusionen an Frank Pleyer von dessen großen Egerländer Konzertmärschen aus der Zeit 1973-79.
Böhmische Glückseligkeit (Polka) in As-Dur beginnt mit einem besonders positiven Motiv, einem noch positiveren A-Teil-Zwischenspiel und einer anspruchsvollen Kadenz in der Schlußgruppe. A-Teil und das melodiöse Trio werden auch von markanten Holzpassagen getragen. Wie stets folgt Guido Henn der Diktion von Ernst Mosch: Das Holz! Dass das auch nach Holz klingt! In der Schlußgruppe des Trios erscheint unvermittelt eines der Erkennungszeichen der Goldenen Blasmusik: staccato-Achtel auf einer Stufe.
Besonders gefühlvolle Mollwendungen sind im A-Teil der hervorragenden Gesangspolka Liebe ist... (Gesangspolka) in B-Dur. Ein weiterer persönlicher Kandidat für den Premium Track der Produktion. Ein Senkrechtstarter mit besonders viel Gefühl im A-Teil zart von B-Dur über die Parallele g-moll und die Subdominantparallele c-moll führend kein düsteres moll, sondern ein gefühlvolles. Guido Henn übernahm anlässlich des 25-jährigen Jubiläums nicht nur den Gesang vollständig, sondern auch einen Großteil der Texte der Gesangstitel. Im Trio besticht übrigens hier besonders erneut die sahnige Weichheit des Posaunensatzes um Matthias Schmidt und Co.
Echte Kenner warten seit über 5 Jahren auf eine Einspielung Guidos Konzert-polka Zurück in die Zukunft in Es-Dur, mit reichlich c-moll und f-moll unterlegt. Man achte auf das kernige Intro zum Trio durch das Holz: das ist zum einen kompetent und erinnert an ein weiteres Weltklasse-Intro, dasjenige des Solistentraums von Franz Watz 1996. Auch in diesem Trio besticht die Weichheit des Tiefen Blechs, ebenfalls in der Coda. A propos Coda: die kunstvolle Ergänzung der Form bei einem böhmischen Titel wird nur von Guido Henn konsequent erarbeitet; ansonsten findet man sie nur ganz vereinzelt (und eher nur bei Walzern wie Wenn eine Frau die Wahrheit spricht oder Heimatkinder).
Besonders reiche Rhythmik findet sich im persönlichsten Stück des Leiters, Eine runde Sache (Solo für Klarinette und Orchester) in Es-Dur mit zugleich innigen und virtuosen eigenen Soli. Eine Darstellung der Phasen des eigenen Lebens in einer inneren Idee wie beim Kopfsatz der 9. Sinfonie von Mahler. Serenade, Walzer, Galopp, mit ruhigerem Mittelteil, gefolgt von einem lyrischen Adagio, Birthday, Allegro-Reprise, Coda mit einem Zitat aus Till Eulenspiegel von Richard Strauss und dessen Auflösung im Tristan-Akkord der Posaunen.
Die Kraft der Blasmusik (Polka) in As-Dur verbindet die beiden Stil-Phasen der Kompositionen von Guido Henn, vor 2011 und danach. Beide sind geprägt von echt böhmischem Schwung ergänzt mit reicher Harmonik, der Präsenz aller Instrumentengruppen, Polyphonie und eine originelle Coda.
Seit 1996 habe ich darauf gewartet: Eine Einspielung von Guido Henn des schönen, aber seltenen Walzers KOMM GUT ZURÜCK (Ernst Mosch 1970) in F-Dur, einer der seltensten und unbekanntesten Titel des Kaisers der Volksmusik. Und jetzt ist es so weit; Christoph Königsberger aktualisierte den Text auf die heutige Zeit, Visionen, welche in die Wüstenhaftigkeit der Corona-Krise und die Konflikte der hypermodernen Gesellschaft lindern. Wie Das Geheimnis vom Glück 2016 ein Text zum Nachdenken
Tonmeister Mathias Gronert, dessen Name inzwischen in einem Atemzug mit den großen von Kurt Rapp und Wolfgang Städele zu nennen ist, hat sich schon mehrfach als Komponist echt ausgefeilter böhmischer Stücke ausgezeichnet; mit MEINE HEIMAT BIST NUR DU in F-Dur ist eine Polka voller weicher, harmonischer Intaktheit, in moderatem Tempo, fast ein Andante. Gerade der auf der Sexte beginnende Schlussteil strahlt eine große innere Ruhe aus. An dieser Stelle ein besonderes Lob erneut an Matthias Eberhart, dessen hervorragender Ansatz an der Trompete stets an den großen Hans Wolf erinnert und der seit 20 Jahren zur Besetzung von Guido Henn permanent gehört. Gerade beim Andante dieses Titels kommen die Trompeten-Einlagen besonders zur Geltung, sowie auch das hervorragend und üppig besetzte tiefe Blech um Alexander Wurz, Werner Schreml, Michael Schmidt, Michael Maier, Andreas Hoffmann und Marc S. Heidt Namen, die für Perfektion dieser wichtigen Instrumentengruppe stehen. Das Flügelhorn um Matthias Eberhart, Christian Betz, Marius Koslowski und Co. steht erneut für Präzision und die einzigartige Weichheit im Sinne von Ernst Mosch.
Seiner neuen Heimat widmete Guido Henn die Brandenburger Polka in Es-Dur. Den A-Teil dieser herrlichen Polka konzipierte er ausdrücklich im Stil vor 2011, vielleicht von der subito-Wendung nach as-moll abgesehen, das Trio mit seinen Rückungen in die Parallele f-moll und den Gegenklang c-moll, bewusst im Stil seit 2011; die innere Idee der Änderung 2011 und der Umzug nach Brandenburg sind also ausdrücklich musikalisch dargestellt. Trio-Zwischenteil mit einem (inzwischen charakteristischen) Giocoso der Klarinetten und überraschend verzögernden zusätzlichen Takten in seiner zweiten Hälfte, und Trioreprise wirken besonders dynamisch. Gegen Ende gibt es noch einen besonders intakt-schönen Dialog zwischen Holzgruppe und Tenorhorn, erstklassig konzipiert und auch interpretiert, und dann auch wieder einer gelungenen Coda.
Der große Tag in Es-Dur enthält, auch in der Adagio-Einleitung, einige Takte in Oberkrainer-Klang und antizipiert damit eine Oberkrämer Polka. Der A-Teil wird zunächst vom Staccato-Achtel-Erkennungszeichen der Goldenen Blasmusik geführt; man achte auf die dynamische Präzision, wie diese gespielt werden, und auf den bewusst angelegten Kontrast zu den lyrischen Legato-Seitenthemen des A-Teils. Das Trio nimmt, wie auch die erfolgreiche Polka Paula, die Idee des Liebe und Leid-Motivs, das ursprünglich auf Gerald Weinkopf zurückgeht, in geradzahligem Takt auf. Im Trio-Zwischenspiel beweist der Holzsatz um Christian Klüh und Uwe Welsch wieder sein echt böhmisches Können mit einem weiteren Giocoso, wie auch im A-Teil-Zwischenspiel der Polka.
Blütenpracht (Polka) in Es, mit einem Schwarz-weiß-Wechsel von Dur und moll im A-Teil und einem Ausweichen auf die Sekunde in den letzten Takten à la Jana tanzt. Im Trio werden lange Legatobögen von dynamischem Holz kontrastiert; es enthält auch ein kurzes Zitat Guidos persönlichen musikalischen Bekenntnisses Meine böhmische Welt von 2011. Im lyrischen Zwischenspiel übernimmt der Holzsatz in unglaublich schöner Lyrik das Legato das Holz, dass das auch nach Holz klingt! Und das tut es.
Die sehr hochwertige Mitternachtspolka, ein weiterer Full-Scorer und sehr beeindruckender, innovativer Titel der Extraklasse, beginnend bewusst in der für Dur-Tonarten dunkelsten Färbung, As-Dur, wirkt im A-Teil wunderbar böhmisch, eine Wohltat für die Ohren von Kennern. Das Trio beginnt mit dem Big-Ben-Motiv in wunderbarem Hall: if this does not make you shiver with pleasure, see a doctor. Das Trio verbindet Legato und Staccato-Elemente und verarbeitet das Big-Ben-Motiv in mehrfacher Variation. Das heitere Triozwischenspiel erinnert irgendwie an die goldene Zeit des Millenniums richtig, da sind Anklänge an das Trio-Zwischenspiel von Guido Henns First-Class-Marsch Sternstunden. Die programmatische Coda, beginnend mit Big Ben mit Wolfsheulen, Vogelgezwitscher und Kuckuck beweist die Virtuosität der Instrumentengruppen.
Der Sehnsuchtswalzer in f-moll spannt einen weiten Bogen der Harmonien, über nachtblaues f-moll und der Subdominante b-moll bis hin zum Trio mit seinem echt böhmischen Charakter ein Stück wie es lange keines gegeben hat, zumal Walzer ohnehin immer seltener werden. Die Kraft des tiefen Blechs erreicht im Trio-Zwischenspiel einen Höhepunkt, bis das Trio erneut von der Nacht zum Tag führt. Die Perfektion des Klanges erinnert gerade in der Trioreprise an die Weltklasse-Aufnahmen des großen Rolf Schneebiegl 1973- 1980.
Nach den Volltreffern 17 und 4 (Konzertpolka) und Warm ums Herz gibt es eine weitere der Familie Henn gewidmete Polka der First Class: MEIN KLEINER SONNENSCHEIN in hellem Es-Dur. Naturgemäß enthält gerade dieser Titel wieder ausgesprochene Giocoso-Passagen des Holzes, neben einer besonderen heiteren Melodie im A-Teil. Der Gesang von Guido Henn im Trio übernimmt nach Wunderbar (2012) hier erneut in Perfektion den von Ernst Mosch geprägten weichen und gefühlvollen Ausdruck.
Auch auf eine professionelle Einspielung der Kirsche Simon-Polka in B-Dur, von Markus Arnold und Thomas G. Greiner, haben ebenfalls Kenner seit Jahren gewartet. Echt böhmisch, mit der für die Goldene Blasmusik besonders markanten kraftvollen Interpretation der A-Teil-Reprise, sowie mit hervorragender Trompetenstimme von Matthias Eberhart. Giocoso-Klarinetten gibt es auch bei dieser besonderen Polka reichlich, im A-Teil-Zwischenspiel und dem Trio. Die reiche Anlage des Trios übernimmt entsprechende Texturen von Rolf Schneebiegl, jedoch anschließend auch mit einem Flügelhorn-Tenorhorn-Duo im Seitenthema. Erneut ist die Reprise auch vom Trio besonders dynamisch gespielt. Nur Guido Henn ist es gelungen, die Virtuosität und die Ideenvielfalt von Rolf Schneebiegl zu erreichen.
Ein Duo Tenorhorn-Trompete gibt es im A-Teil-Zwischenspiel von Polkaverrückt, dessen A-Teil Zartheit und rhythmische Dynamik synthetisiert und mit sahnigen Posaunen in der Schlussgruppe ausklingt. Das Trio weist den typischen Charakter der Titel von Guido Henn, eine Faktur, die den besonderen Charakter des Orchesters insbesondere seit 1999 belegt. Gegen Ende des Trios werden wir mal an den seidigen Flügelhorn-Ansatz von Ferenc Aszodi erinnert ein größeres Kompliment kann einem Flügelhorn-Satz nicht gemacht werden.
Bleib gesund! (Polka) in Es-Dur führt zunächst zum Stil der frühen Jahre der Kompostionen von Guido Henn, jetzt mit verfeinertem Klang und zusätzlicher Polyphonie. Das Trio dagegen enthält die zarte und üppige Harmonievielfalt des späteren Stils wobei die darin auffällige seltene und besondere Wendung von moll-Parallele zum Gegenklang schon 1998 im Trio-Intro des Konzert-Marsches Gruß an Malonty von Guido Henn komponiert wurde. Die weiche Gefühlswelt des Trios wird kontrastiert von einer kraftvollen Schlussgruppe und einem belebten Zwischenspiel.
Zum Schluss der Produktion stellt Mein großes Musikantenglück (Gesangspolka) in As-Dur ein weiteres persönliches Bekenntnis des musikalischen Leiters dar. Alleine schon die Tatsache dieser Offenheit hebt Guido Henn besonders positiv innerhalb der Branche ab, wie auch schon 2011 der Volltreffer Meine böhmische Welt, jetzt im Text ein Up-Date nach 10 zusätzlichen Jahren Lebens- und Orchestererfahrung, und einem Lob an die Orchester-Mitglieder.
Auch ich sage hier Dankeschön und hoffe inständig auf ein Wiedersehn!
ist die neue Produktion ein Ohrenschmaus für Kenner. Und wir freuen uns schon auf die nächste, die dann vielleicht auch von Guido Henn als weiteres Meisterstück eine OBERKRÄMER POLKA enthält, und vielleicht auch neue Polkas weiterer erstklassiger Autoren wie Michael Kuhn und Thomas G. Greiner, oder Walzer von Marc S. Heidt, und viele weitere virtuose Kompositionen von Guido Henn mit erneut erfolgreicher Synthese aus Innovation und Tradition.

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Composer: Guido Henn und seine Goldene Blasmusik
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Publisher: Egoton
Instrumentation: Tonträger / Recordings

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