Elliott Carter
Elliott Carter Komponist
Geburtsdatum: 11.12.1908
Sterbedatum: 05.11.2012
Elliott Carter wurde 1908 als Sohn eines reichen New Yorker Textilhändlers auf der Upper West Side geboren. 1924 hörte er in der Carnegie Hall Igor Strawinskis Le sacre du printemps. Die neuartigen, dissonanten Klänge waren für ihn das Größte, was ich je gehört hatte. Ihm wurde klar, dass es mit der von seinen Eltern gewünschten Übernahme des Textilgeschäftes nichts werden würde. An der Highschool, wo er von Charles Ives gefördert wurde, begeisterte er sich für die damalige avantgardistische Musik. Er studierte Englisch und Musik an der Harvard University und an der Longy School of Music, zu seinen Lehrern gehörten Walter Piston und Gustav Holst. Dort sang er auch im Chor der Universität, dem Harvard Glee Club. 1932 schloss er sein Studium in Harvard mit einem Master ab. Ein Studium von 1932 bis 1935 an der École Normale de Musique in Paris bei Nadia Boulanger schloss er als Doktor der Musik ab. Seither lebte er als Komponist und Lehrer in New York und Waccabuc (NY), seit 1945 in Greenwich Village.
Von 1940 bis 1944 unterrichtete Elliott Carter am St. Johns College in Annapolis, Maryland. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete er für das United States Office of War Information. Nach dem Krieg unterrichtete er am Peabody Conservatory (19461948), an der Columbia University, dem Queens College, New York (19551956) und der Yale University (19601962). Seit 1967 war er an der Cornell University tätig und seit 1972 auch an der Juilliard School. Für das Tanglewood Music Center unterrichtete er jährlich Meisterklassen für Komposition.
Carter galt als Nestor amerikanischer moderner Musik. Er gewann 1960 sowie 1973 den Pulitzer-Preis und war Träger zahlreicher weiterer Auszeichnungen. 1963 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, 1956 wurde er als Mitglied in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen und 1985 mit der National Medal of Arts ausgezeichnet. 1993 wurde er zum Ehrenmitglied der International Society for Contemporary Music (ISCM) ernannt. Am 7. Februar 2009 wurde ihm für sein Lebenswerk als nicht aufführender Musikschaffender ein besonderer Grammy Award, der Trustees Award, verliehen.
Carters erste Kompositionen sind dem Neoklassizismus zuzuordnen. Zunehmend unzufrieden mit seiner eigenen musikalischen Sprache, begab er sich 1950 nach Sonora Desert bei Tucson/Arizona und schrieb dort sein erstes Streichquartett. Dieses 40-minütige Werk stellt einen Wendepunkt in Carters Schaffen dar. Es ist schroffer, dissonanter und komplexer als seine früheren Werke. Den einzelnen Instrumenten werden vorher bestimmte Intervalle, Gesten und rhythmische Proportionen (z. B. Triolen, Quintolen, Septolen) zugeordnet. Am besten ist diese Technik in seinem 3. Streichquartett zu beobachten. Die Spieler sind in zwei Duos unterteilt (Violine I und Cello/ Violine II und Viola), die weit voneinander getrennt gleichzeitig unterschiedliche Sätze spielen.
1954 in Haifa, 1960 in Köln, 1963 in Amsterdam und 1976 in Boston wirkte er als Juror bei den Weltmusiktagen der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (ISCM World Music Days). An den ISCM World Music Days wurden auch folgende seiner Werke gespielt: 1955 in Baden-Baden die Sonate für Vc/Kl und 1962 in London das Doppelkonzert für Cembalo und Klavier.
1997 schrieb Carter, bald 90-jährig, seine erste Oper What Next, die in Berlin an der Staatsoper Unter den Linden durch Nicolas Brieger und Daniel Barenboim mit großem Erfolg uraufgeführt wurde. Mit zunehmendem Alter wurde seine Musik leichter (jedoch nicht im spieltechnischen Sinn), durchsichtiger und humoresker.