Sonata A flat major op.57 for Piano Dora Pejacevic / Arr. Ivan Zivanovic

Sonate As-Dur Nr. 2 Opus 57 für Klavier

Klaviersonate in einem Satz.

Die zweite Klaviersonate wurde 1921 in Naice geschrieben und ist die vorletzte Komposition von Dora Pejacevic. Ein Blick auf die Partituren der beiden Klaviersonaten der Komponistin zeigt die Abkehr von ihrer ersten Klaviersonate op. 36 in b-Moll (1915), die der traditionellen formalen Organisation der Sonate folgt und nicht von den Prämissen der Romantik abweicht; die zweite Sonate hat ein viel zeitgenössischeres Konzept, die Form ist kein starrer Rahmen, sondern ein musikalischer Prozess.

Die Sonate ist in Form einer einsätzigen Sonatenfantasie komponiert, was den möglichen Einfluss von Franz Liszt erkennen lässt. Der Komponist bezeichnete sie auf dem Autograph des Werkes als einsätzige Sonate.

Das erste Thema, das zu Beginn in einem punktierten Rhythmus im unteren Notensystem erscheint, durchläuft Verwandlungen, die seinen Inhalt und seine Bedeutung verändern. Nach einem impulsiven Beginn gibt es Durchführungsprozesse, die auf die Entwicklung von Motiven und Modulationen abzielen. Die Motive durchlaufen viele Verwandlungen und bauen das musikalische Gewebe mit der Technik der permanenten Variation auf. Es erscheinen ein Übergangs- und ein zweites Thema, die auf Terzen basieren und zu Akteuren dramatischer Kontraste werden.
Die Phantasie des Komponisten zeigt sich vor allem in einem sehr individuellen harmonischen Ausdruck mit häufigen Modulationen nach dem Prinzip der chromatischen Ähnlichkeit auf der Basis von Quarten; die Dynamik des harmonischen Rhythmus bestimmt andere Parameter wie Rhythmus, Melodie und Metrik, während die Kohärenz der Form durch thematische Ähnlichkeit erreicht wird. Die Sonate erreicht ihren Höhepunkt im Fugato, das sich des zweiten Themas mit dem Tritonusintervall bedient.

Dora Pejacevic schrieb über ihren Schaffensprozess in der Klaviersonate: "In jene unsichtbare Welt der innersten Innerlichkeit entschwebend, werde ich erst dann ganz mein eigenes Ich, und jenes Ich, das sich zu diesem Zeitpunkt in jener himmlisch fernen Zuflucht zu sehr mit sich selbst erfüllt fühlt, sucht einen Ausdruck, sucht Erleichterung von jenem großen geistigen Druck, der an sich eine Art von Wonne ist - und diese Befreiung wird in dem Moment erreicht, in dem die Komposition entsteht" (aus einem Brief an Rosa Lumbe Mladota, Naice, 6. Juni 1920)