Songs for Voice and Piano / Organ / Violin Dora Pejacevic

Dora Pejacevic komponierte ihr gesamtes Schaffen lang Sololieder. Von den ersten in den Jahren 1900 und 1901 komponierten Liedern bis zum Zyklus Tri djecje pjesme (Drei Kinderlieder, op. 56), der 1921, weniger als zwei Jahre vor dem Tod der Komponistin, entstand, kehrte Dora Pejacevic immer wieder zu vokalen Miniaturen zurück, die ihrem Wesen nach besonders gut dem verborgensten Teil ihres Wesens entsprachen. Neben den Liedern für Gesang und Klavier komponierte sie zwei Sololieder für ein etwas erweitertes und weniger übliches Ensemble: es sind die Lieder Ave Maria und Verwandlung, beide für Gesang, Violine und Orgel. Die Wahl der Liedtexte kann sehr charakteristisch für das Pejacevic-Profil einer Komponistin sein. Welche Art von Text hat Dora Pejacevic angezogen? Paul Wilhelm, Wilhelmine Wickenburg-Almásy, Anna Ritter, Ernst Strauss und die Komponistin selbst sind die Verfasser der Verse für ihre frühen Vokalkompositionen. Nach der Verwandlung zu Versen von Karl Kraus wählte sie oft lohnende und unverwechselbare poetische Vorlagen, so dass ihre späteren Vokalwerke von der Begegnung mit der Lyrik von Karl Kraus, Rainer Maria Rilke und Friedrich Nietzsche geprägt sind. Es liegt auf der Hand, dass die poetische Form, die Sprache, die Symbolik und die musikalische Biegsamkeit ihrer Poesie auch den künstlerischen Ausdruck von Dora Pejacevic bereicherten und sie dazu anregten, eine Reihe neuer musikalischer Nuancen und Details zu entdecken. Andererseits war die Konfrontation mit den vielschichtigen poetischen Visionen dieser Dichter eine Herausforderung für die Komponistin und spricht von ihrem Wagemut und ihrem Bestreben, aus standardisierten Schemata herauszutreten. Der Dichter, der die Verse für eines der letzten Vokalwerke von Dora Pejacevic schrieb, war Karl Henckell (Zwei Lieder), dessen Verse auch für Zwei Schmetterlingslieder für Gesang und Orchester verwendet wurden. (Koraljka kos)